Samstag, 14. Dezember 2013

Ich möchte einen Flashback

Ich hab mir überlegt euch mal ehrlich zu schreiben, wie es mir wirklich geht.
Nicht nur was ich so Tolles mache, sondern wie es mir ehrlicherweise geht. Es ist mir egal, wer sich angesprochen fühlt, oder ob man über sowas vielleicht nicht schreibt. Es ist einfach nur, wie ich mich fühle.
Ich hab ja immer wieder geschrieben , dass ich hier ehrliche Freunde gefunden habe, und Menschen haben, den ich wirklich vertrauen kann.
In der Vorbereitung wurde uns immer gesagt, wir sollen trotzdem vorsichtig sein, weil es hier oft passiert, dass die Leute hier nur mit einem befreundet sein wollen, weil man die deutsche ist, weil man der Austauschschüler ist, man ist anders, beliebt und deswegen interessant. Und auch in Sachen Typen sollen wir uns nicht zu viel versprechen, gerade weil Mädchen, sich schnell mal verlieben, und Typen das hier nicht so genau nehmen. Und das wir vorsichtig sein sollen.

Die Ganze Zeit hab ich mir gedacht, Gott bin ich froh, dass ich es hier mit ehrlichen Menschen zu tun haben, die mich wollen, weil ich ich bin, und nicht, weil ich die Deutsche bin. Die ehrlich mit mir sind. 
Nach 3,5 Monaten diese Woche kam dann leider der Einbruch mit diesem Glauben. Ich hab mich in gewissen Menschen getäuscht, und da ist dieses typische hier so raus gekommen. Zum Beispiel indirekte Kommunikation. Ich werde diese Art von Kommunikation nie verstehen. Alles ist wie Rätsel lesen, gerade weil ich der direkteste Mensch auf Erden bin.
Jetzt ist es ja eh zu spät, also kann ich Alles hier reinschreiben. Ja auch ich war ziemlich dumm, mich in Menschen zu täuschen und zu verlieben. 
An alle Mädchen die auf Austausch gehen wollen. Ich kann euch nicht dazu raten. Erstmal ihr müsst nach einer absehbaren Zeit wieder zurück in euer Land. Wenn es passiert kann man zwar nix gegen machen, aber macht euch nicht abhängig von Jemandem, ihr seit da, um euer Jahr zu genießen, eine neue Kultur kennen zulernen, nicht um Liebeskummer zu haben, oder euch auf eine Person zu fixieren.  
Ich hab mich 3 Monate viel zu abhängig von einer Person gemacht, und mir gings 3 Monate nie wirklich gut deswegen. Und war dabei zu dumm, die Wahrheit zu sehen. 
Weil mir nämlich alle meine wirklichen Freunde gesagt haben, ich bin hier um mein Jahr zu genießen, um zu Leben. Ich hab nie gehört. Jetzt hab ich die Rechnung. 
Ich dachte ich kann die Menschen hier einschätzen und verstehen, aber jetzt muss ich feststellen, dass ich mich in dieser Hinsicht ziemlich getäuscht hab. Ich bin eben keine Argentinierin, ich werde die Dinge nie wirklich verstehen können, weil ich einfach aus einer anderen Welt bin. 
Ich weiß jetzt für mich,es ist besser Spaß zu haben und frei zu sein. Ich werde nicht mehr nach Jemandem suchen, weil hier kann ich diese Person nicht finden, dafür bin ich zu wenig Zeit hier. 
Ich hab die letzten 3 Monate so viel geweint, wie noch nie in meinem Leben. Das hatte verschiedene Gründe.
Und auch gerade jetzt gehts mir nicht unbedingt blendend, ich muss erstmal meine Gefühle sortieren  und in Griff bekommen. 
Ich bin 16 Jahre alt, alleine in Argentinien. Und das ist es, am Ende bin ich alleine. Und muss alleine so viele Dinge bewältigen, das ist definitiv alles Andere als leicht für mich. 
Und ich will hier niemanden auf irgendwas reduzieren. 
Es ist einfach nur der kulturelle Unterschied.
Im Moment bin ich der Meinung, ich bin nicht für Argentinien gemacht. Ich kann hier ein Jahr leben und die Menschen lieben, aber ein ganzes Leben hier? Dafür bin ich einfach zu anders. 
Am Ende war es definitiv ein Kommunikationsproblem. Und da haben wir das, was ich an meiner Kultur so liebe. REDEN, wir reden über Probleme, wir machen keine indirekten Andeutungen, sondern sagen es einfach. Wir streiten uns, wir diskutieren, wir sagen unsere Meinung ohne Rücksicht auf Verluste. 
Ich finde wir gehen anders mit Situationen um. 
Im Moment bin ich einfach nur enttäuscht von mir selber, verletzt, und traurig. Kann ich leider nichts dran ändern.  
Ich hab draus gelernt, und vertraue einem Menschen nie wieder so schnell. Das war definitiv ein Fehler, wie die ganzen letzten 3 Monate, die ich für nix verschwendet habe.
Freundschaft ist hier anders, ich werde es nie ganz verstehen. 
Ich bin einfach noch nicht so weit, diese zwischenmenschlichen Beziehungen hier zu verstehen. 
Im Moment wäre ich gerne in Deutschland bei euch, ich vermisse die Weihnachtszeit, ich vermisse meinen besten Freunde, meine Familie meinen Hundi. 
Ich hab hier wunderbare Freunde, die ich über Alles liebe und schätze, aber inzwischen hält mich hier nicht mehr so wirklich viel. So ist es, und nicht anders. 
Ich bin enttäuscht, dass ich am Ende nur die deutsche bin, die alle kennen lernen wollen, weil ich fremd bin. Ich bin auch ein Mensch mit Gefühlen und Persönlichkeit. Und davon habe ich viel. Am Ende bin ich die Person, die mehr verletzt oder zerstört wurde. Immerhin weiß ich, dass es nicht meine Schuld war.
In mein Abschiedsbuch habt ihr mir geschrieben, ich soll stark bleiben ich bin einzigartig. Ich war nie ein Mädchen, dass sich von irgendwelche Typen abhängig gemacht hat, oder sich was gefallen lassen hat. Ich weiß, ich bin nie einfach gewesen, und ich bin launisch und zickig. Aber irgendwo ist das einfach meine Persönlichkeit. Und in den letzten drei Monaten hab ich mich ein bisschen verloren. Ich hab mich verarschen lassen, und es zugelassen, dass mit mir gespielt wird.  
Ich kann die Dinge leider nicht mehr rückgängig machen, auch wenn ichs gerne würde. Es ist nun mal so. JETZT werde ich meine Leben genießen, nicht mehr auf andere Rücksicht nehmen.  
Typen gehen hier anders mit Frauen um. Hier ist die Emanzipation noch nicht so wie bei uns. 
Ich bin froh, dass ich eine Mama hab, der ich alles erzählen kann. Am Ende bin ich die Schlauere, weil ich was aus meinem Leben mache. Ich mache Erfahrungen, die mich verändern. Ich weiß nicht, ob sie mich zu einem besseren Menschen machen, ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt sein will. 
Ich bin so, wie ich bin, wenn Jemand ein Problem damit hat, sein Pech. Ich bin ein starker Mensch, und das bleibe ich. Meine Fassade ist zwar ein bisschen eingebrochen, aber mit ein bisschen Zeit komm ich schon klar. 
So mehr hab ich im Moment nicht zu sagen. Ich hoffe ihr denkt an mich, ich denke an euch. 
Macht euch keine Sorgen, ich wollte nur mal ehrlicherweise was über meine Gefühle schreiben. 
Mein Resultat: Hier bin ich was Besonderes, aber eben nur in oberflächlicher Weise. In Deutschland bin ich wie alle Anderen, ich bin ein Teil. Der Versuch sich in Argentinien einzufügen, ich ein bisschen gescheitert, aber ich hab ja noch Zeit. Ich bin ein deutsches Mädchen in Argentinien, und das bleib ich. Fehler lassen sich nicht rückgängig machen, aber man kann die Erfahrung nutzen, um draus zu lernen und sollte sich immer selbst treu bleiben und niemals aufgeben.
Exchange is definitely the hardest thing I've ever tried.
Küsse, Umarmungen an meine Liebsten Menschen <3


2 Kommentare:

  1. Hey Lily ich kann dich einfach genau verstehen, habe zwar nicht die erfahrung mit Typen gemacht, weil ich das von Anfang an nicht wollte, aber ich weiß was du mit der Oberflächlichkeit und dem ganzen Emanzipationszeug meinst! Ich habe hier selber das Problem, ständig dumm von der Seite angelabert zu werden. Steh drüber, Mittelfinger helfen ;) Ich denke die sehen Frauen in fast allen Lateinamerikanischen Ländern, vorallem die blonden, nicht als Frauen sondern als Objekte!
    Ich denk an dich meine liebe Maus <3 I love u

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  2. Oh ja den Mittelfinger liebe ich!! Sei froh, du willst sie nicht machen. Und du hast Recht ich fuehle mich teilweise ehrlich wie ein Objekt. Genieß deine letzten Tage suesse, bald bist du zu hause! Danke :)) loveyoumore <3

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