Ich hab mir überlegt euch mal ehrlich zu schreiben, wie es mir
wirklich geht.
Nicht nur was ich so Tolles mache, sondern
wie es mir ehrlicherweise geht. Es ist mir egal, wer sich angesprochen fühlt,
oder ob man über sowas vielleicht nicht schreibt. Es ist einfach nur, wie ich
mich fühle.
Ich hab ja immer wieder geschrieben , dass
ich hier ehrliche Freunde gefunden habe, und Menschen haben, den ich wirklich
vertrauen kann.
In der Vorbereitung wurde uns immer
gesagt, wir sollen trotzdem vorsichtig sein, weil es hier oft passiert, dass
die Leute hier nur mit einem befreundet sein wollen, weil man die deutsche ist,
weil man der Austauschschüler ist, man ist anders, beliebt und deswegen
interessant. Und auch in Sachen Typen sollen wir uns nicht zu viel versprechen,
gerade weil Mädchen, sich schnell mal verlieben, und Typen das hier nicht so
genau nehmen. Und das wir vorsichtig sein sollen.
Die Ganze Zeit hab ich mir gedacht, Gott
bin ich froh, dass ich es hier mit ehrlichen Menschen zu tun haben, die mich
wollen, weil ich ich bin, und nicht, weil ich die Deutsche bin. Die ehrlich mit
mir sind.
Nach 3,5 Monaten diese Woche kam dann
leider der Einbruch mit diesem Glauben. Ich hab mich in gewissen Menschen
getäuscht, und da ist dieses typische hier so raus gekommen. Zum Beispiel
indirekte Kommunikation. Ich werde diese Art von Kommunikation nie verstehen.
Alles ist wie Rätsel lesen, gerade weil ich der direkteste Mensch auf Erden
bin.
Jetzt ist es ja eh zu spät, also kann ich
Alles hier reinschreiben. Ja auch ich war ziemlich dumm, mich in Menschen zu
täuschen und zu verlieben.
An alle Mädchen die auf Austausch gehen
wollen. Ich kann euch nicht dazu raten. Erstmal ihr müsst nach einer absehbaren
Zeit wieder zurück in euer Land. Wenn es passiert kann man zwar nix gegen
machen, aber macht euch nicht abhängig von Jemandem, ihr seit da, um euer Jahr
zu genießen, eine neue Kultur kennen zulernen, nicht um Liebeskummer zu haben,
oder euch auf eine Person zu fixieren.
Ich hab mich 3 Monate viel zu abhängig von
einer Person gemacht, und mir gings 3 Monate nie wirklich gut deswegen. Und war
dabei zu dumm, die Wahrheit zu sehen.
Weil mir nämlich alle meine wirklichen
Freunde gesagt haben, ich bin hier um mein Jahr zu genießen, um zu Leben. Ich
hab nie gehört. Jetzt hab ich die Rechnung.
Ich dachte ich kann die Menschen hier
einschätzen und verstehen, aber jetzt muss ich feststellen, dass ich mich in
dieser Hinsicht ziemlich getäuscht hab. Ich bin eben keine Argentinierin, ich
werde die Dinge nie wirklich verstehen können, weil ich einfach aus einer
anderen Welt bin.
Ich weiß jetzt für mich,es ist besser Spaß
zu haben und frei zu sein. Ich werde nicht mehr nach Jemandem suchen, weil hier
kann ich diese Person nicht finden, dafür bin ich zu wenig Zeit hier.
Ich hab die letzten 3 Monate so viel
geweint, wie noch nie in meinem Leben. Das hatte verschiedene Gründe.
Und auch gerade jetzt gehts mir nicht
unbedingt blendend, ich muss erstmal meine Gefühle sortieren und in Griff
bekommen.
Ich bin 16 Jahre alt, alleine in
Argentinien. Und das ist es, am Ende bin ich alleine. Und muss alleine so viele
Dinge bewältigen, das ist definitiv alles Andere als leicht für mich.
Und ich will hier niemanden auf irgendwas
reduzieren.
Es ist einfach nur der kulturelle
Unterschied.
Im Moment bin ich der Meinung, ich bin
nicht für Argentinien gemacht. Ich kann hier ein Jahr leben und die Menschen
lieben, aber ein ganzes Leben hier? Dafür bin ich einfach zu anders.
Am Ende war es definitiv ein
Kommunikationsproblem. Und da haben wir das, was ich an meiner Kultur so liebe.
REDEN, wir reden über Probleme, wir machen keine indirekten Andeutungen,
sondern sagen es einfach. Wir streiten uns, wir diskutieren, wir sagen unsere
Meinung ohne Rücksicht auf Verluste.
Ich finde wir gehen anders mit Situationen
um.
Im Moment bin ich einfach nur enttäuscht
von mir selber, verletzt, und traurig. Kann ich leider nichts dran ändern.
Ich hab draus gelernt, und vertraue einem
Menschen nie wieder so schnell. Das war definitiv ein Fehler, wie die ganzen
letzten 3 Monate, die ich für nix verschwendet habe.
Freundschaft ist hier anders, ich werde es
nie ganz verstehen.
Ich bin einfach noch nicht so weit, diese
zwischenmenschlichen Beziehungen hier zu verstehen.
Im Moment wäre ich gerne in Deutschland
bei euch, ich vermisse die Weihnachtszeit, ich vermisse meinen besten Freunde,
meine Familie meinen Hundi.
Ich hab hier wunderbare Freunde, die ich
über Alles liebe und schätze, aber inzwischen hält mich hier nicht mehr so
wirklich viel. So ist es, und nicht anders.
Ich bin enttäuscht, dass ich am Ende nur
die deutsche bin, die alle kennen lernen wollen, weil ich fremd bin. Ich bin
auch ein Mensch mit Gefühlen und Persönlichkeit. Und davon habe ich viel. Am Ende bin ich die Person, die mehr verletzt oder zerstört wurde. Immerhin weiß ich, dass es nicht meine Schuld war.
In mein Abschiedsbuch habt ihr mir
geschrieben, ich soll stark bleiben ich bin einzigartig. Ich war nie ein
Mädchen, dass sich von irgendwelche Typen abhängig gemacht hat, oder sich was
gefallen lassen hat. Ich weiß, ich bin nie einfach gewesen, und ich bin
launisch und zickig. Aber irgendwo ist das einfach meine Persönlichkeit. Und in
den letzten drei Monaten hab ich mich ein bisschen verloren. Ich hab mich
verarschen lassen, und es zugelassen, dass mit mir gespielt wird.
Ich kann die Dinge leider nicht mehr
rückgängig machen, auch wenn ichs gerne würde. Es ist nun mal so. JETZT werde
ich meine Leben genießen, nicht mehr auf andere Rücksicht nehmen.
Typen gehen hier anders mit Frauen um.
Hier ist die Emanzipation noch nicht so wie bei uns.
Ich bin froh, dass ich eine Mama hab, der
ich alles erzählen kann. Am Ende bin ich die Schlauere, weil ich was aus meinem
Leben mache. Ich mache Erfahrungen, die mich verändern. Ich weiß nicht, ob sie
mich zu einem besseren Menschen machen, ich weiß gar nicht, ob ich das
überhaupt sein will.
Ich bin so, wie ich bin, wenn Jemand ein
Problem damit hat, sein Pech. Ich bin ein starker Mensch, und das bleibe ich.
Meine Fassade ist zwar ein bisschen eingebrochen, aber mit ein bisschen Zeit
komm ich schon klar.
So mehr hab ich im Moment nicht zu sagen.
Ich hoffe ihr denkt an mich, ich denke an euch.
Macht euch keine Sorgen, ich wollte nur
mal ehrlicherweise was über meine Gefühle schreiben.
Mein Resultat: Hier bin ich was
Besonderes, aber eben nur in oberflächlicher Weise. In Deutschland bin ich wie
alle Anderen, ich bin ein Teil. Der Versuch sich in Argentinien einzufügen, ich
ein bisschen gescheitert, aber ich hab ja noch Zeit. Ich bin ein deutsches
Mädchen in Argentinien, und das bleib ich. Fehler lassen sich nicht rückgängig machen, aber man kann die Erfahrung nutzen, um draus zu lernen und sollte sich immer selbst treu bleiben und niemals aufgeben.
Exchange is definitely the hardest thing I've ever tried.
Küsse, Umarmungen an meine Liebsten
Menschen <3